Ich über: Star Wars: The Force Awakens

Nachtrag: Siddhant Adlakha hat ein tausendmal besseres Stück als ich über den Film geschrieben (Spoiler), das ganze wunderbar an den Bösewicht gehalten und klingt insgesamt deutlich positiver als ich. Nachtrag Ende.

Okay, erst ohne Spoiler. Dann mit Spoiler.

Ohne Spoiler:

Der Film ist gut. Er ist offensichtlich nicht der beste Film des Jahres, denn die sind entweder Ex Machina, Magic Mike XXL, Mad Max: Fury Road oder The Man From U.N.C.L.E. (Guy Ritchie, Mann, Guy Ritchie) oder Steve Jobs (ich habe ihn nicht gesehen, aber er ist von Aaron Sorkin, also... er ist einer der besten Filme des Jahres). Aber The Force Awakens ist gut. Definitiv besser als die Prequeltrilogie, jedoch schlechter als die Originaltrilogie. Und der Film hat so viele Nolan-Elemente... Wenn man das Kino verlässt und über den Film nachdenkt... Ich sehe schon, wie das ein Problem für mich dabei sein wird, den Film ein zweites Mal zu sehen. Aber ich werde ihn mir ein zweites Mal ansehen. Irgendwann. Und ein drittes Mal. Denn der Film ist gut. Und es ist Star Wars.

Der Film hat viele dunkle Szenen. Tut euch den Gefallen, ihn nicht in 3D zu sehen. Oder tut mir den Gefallen, ihn nicht in 3D zu sehen. Weniger 3D-Bersucher, mehr 2D-Vorstellungen. Außerdem, und das sollte genauso wenig wie die 3D-Bemerkung gesagt werden: Schaut den Film in OV. Allein schon für Daisy Ridley. Aber eigentlich für alles.

Dann mal mit Spoiler:

Wie gesagt, der Film ist gut. Aber so viele Details sind schlecht. Und grobe Zusammenhänge sind schlecht. Überall las ich, dass der Film wie eine Neuauflage von A New Hope wirkt. Tut er? Mal sehen...

In Episode IV wollen zwei Droiden, die Todessternpläne zu Obi-Wan Kenobi bringen. Luke, auf der Suche nach Abenteuer, will dabei helfen. Er will schließlich die schöne Prinzessin retten. Han Solo will nur Geld, aber um das zu kriegen, muss er sich anschließen. Schließlich wollen sie den Todesstern zerstören. Und Peng. Ende.

In Episode VII will Finn vor der First Order flüchten. Rey will unbedingt auf Jakku auf ihre Eltern warten. Aber trotzdem und eigentlich völlig widerwillig lässt Rey Jakku hinter sich und Finn zerstört der First Order riesige Todeswaffe. Die beiden Figuren stolpern eigentlich nur von einer Szene in die nächste. Luke war immer da, wo er sein wollte. Zugegeben, er wollte sicher nicht in einem Müllschacht zerdrückt werden, aber da muss man halt durch, wenn man die schöne Prinzessin retten will.

Unterwegs stolpern sie natürlich auf Han Solo, der irgendwie sein altes Schiff verloren hat, aber es dann, wenn's drauf ankam, orten konnte. Und Lukes Lichtschwert finden sie auch an irgendeinem Ort, bei dem Rey und Finn abgesetzt werden, weil es wohl zu einfach ist, sie einfach direkt bei Leia abzusetzen (“Ja, aber Han möchte ja auch nicht Leia wieder sehen” - ähm, darüber ist er ziemlich schnell hinweg gekommen).

Und am Ende wacht auch R2D2 auf. Einfach so. Und alles ist gerettet. Luke ist gefunden.

Und was soll das am Ende überhaupt? Der Lauftext zu Beginn besagt, dass Leia unbedingt ihren Bruder finden möchte. Und als sie die Möglichkeit hat... schickt sie irgendsoeine Frau und Chewbacca aber geht natürlich selbst nicht mit – ist ja nicht so, dass es den ganzen Film darum ging, dass sie unbedingt ihren Bruder finden möchte.

Der Film ist voller einfacher Abkürzungen. Han Solo findet den Falken fast zufällig. Die Resistance hat die Starkiller-Pläne. Phasma kriegt eine Pistole an die Stirn gehalten und legt sofort die Schilde lahm. R2-D2 wacht im richtigen Moment auf. Lukes Laserschwert gerät an Rey. Poe ist noch am Leben (obwohl er für diesen Film nichtmal mehr wirklich gebraucht wird, vor allem weil er dann nicht mehr so cool mit Finn interagiert wie zuvor).

Nein, der Film ist maximal oberflächlich wie Episode IV.

Aber abgesehen von all diesen eher schwerwiegenden Problemen: Sehr guter Film.

Besonders die Figuren Finn und Rey. Abgesehen davon dass sie all das tun, was sie nicht tun wollen (außer zu Beginn und eventuell noch ganz zum Schluss), sind sie vielleicht die besten Charaktere in den sieben Star Wars Filmen. Und ich kann nichtmal sagen, wieso. Vielleicht weil sie neu sind. Vielleicht weil ihre Dialoge nicht von George Lucas kommen. Aber ihre Dynamik macht Spaß. Natürlich umso blöder, dass Rey Finn am Ende erstmal sitzen lässt...

Und die beste Szene im Film ist bestimmt die, in der Han Solo stirbt. Kylo Ren ist sowieso ein wunderbarer Gegner. Als er die Maske abnimmt, sieht er genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Wie ein verkacktes Kind. Ein weinerlicher Typ, der alles haben will und sofort böse wird, wenn er's nicht kriegt. Und als er seinen Vater tötet... Das ganze Kino ist aufgeschreckt. Das verkackte Kind hat den drittcoolsten (denn Rey und Finn sind die ersten beiden coolsten) Charakter aus den Star Wars Filmen bzw. seinen Vater getötet. Die beste Szene im Film. J. J. Abrams hat einen Joss Whedon abgezogen und man wusste: Kylo Ren ist ein wirklich verkacktes Kind und unsere Helden können sterben! Die beste Szene im Film!

Und dann ist da natürlich all die coole Action, der furchtbar knuffige BB-8, Harrison Fords Swagger (ja, ich schrieb “Swagger”), der Parsec-Spruch, kein Jar Jar Binks und nochmals: Rey und Finn.

The Force Awakens ist der viertbeste Star Wars Film. Das heißt nicht unbedingt viel. Aber er ist ein guter Film. Mit guten Charakteren. Episode VIII könnte der beste Star Wars Film werden... (J. J. Abrams schreibt zum Beispiel nicht mehr.)