Kung Fury ist einfach zu viel und zu wenig

Hi, ich werde jetzt Kung Fury kritisieren und ein wenig spoilern. Vielleicht also vorher ansehen. Ist mit nur 30 Minuten ja auch nicht zu lang. (Oder doch?)

Ich find ganz cool, dass das Projekt was geworden ist. Ich finde toll, dass man den Film kostenlos sehen kann. Und anders als scheinbar viele stört mich auch überhaupt nicht das offensichtliche CGI. Natürlich sind praktische Effekte cooler (und auch 80erer – komperativ von 80er), aber heutzutage vermutlich aufwändiger als derartige visuelle Effekte. Aber eigentlich habe ich davon keine Ahnung, ich mache keine Schauspielfilme.

Nun zum Inhalt: Ich finde, dass der Film übertrieben ist. Negativ übertrieben. Zu viel übertrieben. Übertrieben halt. Der Film versucht mir, zu viele Punkte abzuhaken. Und wird dadurch auch weniger ein schöner Film, sondern eine lästige Checkliste.

Die besten Szenen für mich sind die: Die Unterhaltung zwischen den Nazis. Und das Long Take, in dem Kung Fury Nazis verkloppt. Und das ist, was der Film mehr gebraucht hätte, woraus er hätte bestehen sollen. Aus Szenen, die cool für sich sind. Und dennoch reinpassen.

Stattdessen gibt es völlig grundlos diese Zeichentrick-Sequenz, weil G.I. Joe oder so. Kung Fury muss zu weit in die Vergangenheit reisen, um zwei Frauen (die mir völlig identisch erscheinen) kennenzulernen und sie wieder zu verlassen. Und was zur Hölle ist mit der KITT-Szene gegen Ende? Er kann nicht einfach Kung Fury sein, der Film muss auch schnell eine Origin unterbringen. Und wieso muss er überhaupt vom Blitz getroffen und von einer Schlange gebissen worden sein? Das wirkt (und ist sicher) so, als sei das nur für einen wirklich billigen Lacher drin.

Wirkt vermitlich lächerlich, sich an so einer kleinen Sache wie der Origin zu stören, aber sie ist halt auch ein schönes Beispiel dafür, wie der Film alles versucht, möglichst “trashig” zu sein. Dabei passiert Trash nicht nach Formel. Dass der Film mangels Mittel verrückteste Greenscreen-Szenen umsetzen muss, macht ihn bereits trashig genug. Es braucht keinen Hitler, der aus dem Telefon schießen kann*. Keine Übertreibungen des Übertreibens wegen. (Wo wir wieder beim Long Take sind, das einerseits so doof aussieht, aber andererseits so verdammt cool ist. Das ist, woraus die Filme bestehen, die dieser Film verzweifelt zu parodieren oder Homage-würdigen versucht.)

Es ist auch nicht nötig, dass das Telefon, das Fury Barbarianna schenkt, erklärt wird. Man muss es nur ansehen, um es für vollkommen lächerlich zu halten. Es würde nicht schaden, wenn alle Leute bereits wissen, wer Hitler ist. Die Szene, in der der Partner als Dinosaurer vorgestellt wird, macht es vor. Der Partner ist ein Dinosaurer, akzeptiert es, fertig. So hätten so viele Szenen im Film ablaufen können und es hätte nicht den Witz genommen, sondern ihn vielleicht sogar verstärkt.

Und es hätte den Film auf jeden Fall nicht so unfassbar langweilig gemacht.

Es heißt, dass David Sandberg gerade rumhausiert, um das Budget für einen abendfüllenden Kung Fury aufzutreiben. Aber 30 Minuten sind doch schon zu lang (ja, sind sie). Was will er in 90 Minuten machen? Würde er Zeit in Charaktere investieren oder nur noch mehr Punkte seiner Checkliste abarbeiten?

Ich gehe mit letzterem. Aber hoffe wirklich, dass es ersteres ist.

Denn Kung Fury ist kein toller Film. Auch wenn er wirklich oft klarmachen will, dass er so toll ist. Oder vielleicht weil er es so oft klarmachen will.

*Nachtrag: Scheint, als sei die Telefonsache nicht unbedingt geklaut... aber mächtig inspiriert von einer Danger 5 Szene. Danger 5 ist eine Serie, von der alle sagen, sie setze das, was Kung Fury möchte, tausendmal besser um. Nachdem ich Italian Spiderman Ep1 (von den gleichen Machern) gesehen habe, kann ich's mir gut vorstellen.