Mein Beitrag zu: Der beste Star Wars Film (Spoiler)

Okay, folgendes: Wenn man einen Film nicht sehr mag und ihn dann ein zweites Mal schaut und ihn dann mag, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass man den Film das erste Mal falsch gesehen hat. Ich lese mir Kommentare über The Last Jedi durch und die meisten, die den Film nicht mögen, sind ihn falsch angegangen.

Wie kann man einen Film falsch sehen? Nun, zum Beispiel kann man The Force Awakens für einen sehr guten Film halten (ist er nicht) und dann überrascht sein, dass sein Sequel seinen ganzen Bullshit wieder ausstreicht. Eine für Luke fremde Frau reicht ihm sein Lichtschwert, nachdem er sich von all dem Mist zurückgezogen hat? Weg damit – erklär mir erstmal, wer du bist. Luke Skywalker wird vergöttert, für so wichtig gehalten, dass die Suche nach ihm einen größeren Teil von Abrams’ Film in Anspruch nimmt? Nicht nur sagt Luke, wie dämlich die Idee ist, TLJ zeigt auch, dass er der gleiche weinerliche Typ ist, der er schon in der Originaltrilogie war. Snoke, der in TFA noch so groß und gruselig wirkte, ist tatsächlich nur ein kleiner Mann, der sich nicht aus seinem Sessel bewegt und früh stirbt, weil er unterschätzt, wie unkontrollierbar seine verzogene Puppe ist. Oh, und Reys Eltern sind nicht der Rede wert. Mystery Box? Nicht mit Rian Johnson!

Ich habe letzten Monat nochmal TFA geschaut und wie ich vor zwei Jahren befürchtet habe, hat er deutlich weniger Spaß gemacht. The Last Jedi jedoch zerschlägt all die schwachsinnige, nostalgieverschuldete Romantisierung aus The Force Awakens. Wen das stört, der oder die muss falsche Erwartungen gehabt haben. Aber es liegt nicht am Film, dass man einen anderen Film sehen wollte. Der Fehler liegt beim Publikum. Darum gefällt Episode 8 vielen beim zweiten Schauen deutlich besser: Kinobesucher erwarten dann nicht mehr ein durchschnittliches Sequel zu einem durchschnittlichen Film, sondern können The Last Jedi für das sehen, was er ist: Ein Film, der Star Wars nach dreißig Jahren wieder wirklich ausgezeichnet macht.

Nachdem die Prequel-Trilogie ständig am “Chosen One” festhalten musste. Nachdem Reys Eltern in TFA als mächtige, wichtige Personen impliziert wurden. Nachdem Jyn in Rogue One (uff) so wichtig war, weil sie die Tochter des Todessternarchitekten ist. Nach alledem geht es endlich wieder um Menschen wie du und ich, die gegen Unterdrücker rebellieren, nicht wegen DNA oder Prophezeiungen, sondern weil es richtig ist. Luke Skywalker hat den Todesstern zerstört, weil er an sich geglaubt hat, nicht weil er der Sohn von Darth Vader ist. Der Monolog gegen Ende von The Last Jedi bringt uns das zurück. Er gibt uns wieder Kinder und Teenager, die in den Himmel schauen und darauf warten, Todessterne zu zerballern. Ich hoffe, Abrams’ Episode 9 versteht das, statt die Fehler von Episode 7 zu wiederholen.

Abschließend möchte ich auflisten, warum spezifische negative Kritiken an The Last Jedi unangebracht sind: Dass Luke sich aufrichtet, um dann eins mit der Macht zu werden, statt sofort zu “sterben”, ist notwendig, weil er nur so friedlich abgehen konnte. Die Rebellen werden von jetzt an natürlich nicht immer Kamikazeangriffe machen, denn dafür braucht es große Schiffe und große Schiffe sind teuer. (Außerdem war dieser Angriff der beste Moment der ganzen Star Wars Filmgeschichte, wieso muss man ihn durch unnützes Grübeln über Star Wars’ Zukunft ruinieren?) Snokes Hintergrund ist egal, er ist ein “Space-Nazi” und wir müssen nicht mit Nazis sympathisieren oder unbedingt wissen, wieso sie welche geworden sind; man sollte die Ressourcen lieber nutzen, um Geschichten über Nicht-Nazis zu erzählen. Genauso ist es nur angebracht, dass Nazi-General Hux gleich zum Filmstart zum Idioten gemacht wird; Leute, die bemängeln, dass sein mächtiges Auftreten untergraben wird, haben seltsame Prioritäten. Übrigens ist das Maß an Humor nicht zu hoch. Und Porgs sind geil. Rose passt besser zu Finn als Rey (schon allein weil sie mehr gemeinsame Filmzeit und -momente haben); ich habe die Befürchtung, dass die Kritik an den beiden vor allem darin begründet ist, dass Leute Rey toller finden und sich auf Finn projizieren – hört einfach auf, Filmfiguren zu wünschen, was ihr euch wünscht. Die Weise, in der Leia ihr Leben rettet, ist nicht dämlich, sondern ein cooles Payoff zum in Episode 6 willkürlich reingeworfenen “There is another”. Die Canto Bight Szenen sind nicht zu lang – die Reichen werden notwendig lang gezeigt, um ihnen müde zu werden, und ich würde gar sagen, dass es noch mehr Momente hätte geben können, in denen die Fathiers der Reichen Sachen kaputt machen. Ja, ernsthaft, Porgs sind geil. Und schließlich: Wisst ihr noch, wie Vader einfach seinen blitzenden Imperator hochgehoben und in den Abgrund geworfen hat? Kylo Rens Methode, Snoke zu töten, war nicht halb so lächerlich.

Die Sache ist die: The Last Jedi macht fast nichts falsch und fast alles richtig. Er ist der beste Star Wars Film.